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Klein-Paula und das Mantrailing

 

img_6531-2.JPG  Klein-Paula in der Mitte

Eigentlich bin ich nicht der Typ für Prüfungen. Klar, wenn es sein muss, muss man halt samt Lampenfieber und Prüfungsangst da durch, aber seine Freizeit auch noch mit Prüfungsstress füllen? Das wollte ich auf keinen Fall, dachte ich, als sich mehr und mehr das zwar beagle-typische aber bei unserer Paula sehr deutlich ausgeprägte Schnüffelbedürfnis und Freude an der Suche noch im Welpenalter zeigte, und somit der erste Kurs Mantrailing in unserer Hundeschule belegt wurde. Paula sollte ja einen Ausgleich haben und als Hobby, dachte ich, ist das ja ganz witzig und macht Spaß.

 

Paula war also in der Hundeschule monatelang voller Freude und bestätigtem Talent dabei, dann zeigte sich jedoch mehr und mehr ein kleiner Hang zur Schludrigkeit und Schummelei. Zwar immer noch hochmotiviert am Start, meinte sie scheinbar, die Geruchsprobe gar nicht mehr aufnehmen zu müssen. Stattdessen stürmte sie mit einem lautlosen “Ich weiss schon wo….” freudig los. Das Ergebnis war natürlich, dass Paula nach etlichen Metern dann doch insgeheim bemerkte, dass sie sich ggf. etwas hinreissen lies und nutze nun- in der Hoffnung auf die am Ende eines Trails folgende Belohnung- die Chance, einfach die nächstbeste Person (meist die Trainerin)  anzuzeigen. “Komm schon, ist doch egal- nehmen wir halt die…”, sagte sie mir mit ihrem typisch beagle-fröhlichen und sehr überzeugenden Ausdruck, was einem freudig erwartenden Lächeln mit halboffenem Maul und leuchtenden Augen entspricht, welches jeder Beagle-Besitzer wohl kennt. Und da soll man als Hundeführer konsequent und ernst bleiben. Aber gut- wir wollten ja eh nur zum Spaß Trailen  und keine ernsten Prüfungen absolvieren.

 

Im Gespräch mit Barbara Rudorf-Stever lag die Antwort dennoch klar auf der Hand - Paula schien schlichtweg einfach unterfordert und die ihr meist gleich gestellte Aufgabe “Riech - und ab geht´s mehr oder weniger geradeaus” war für sie einfach zu einfach. Da denkt Hund sich schon mal “ich weiss schon wo” und vergisst den eigentlichen Sinn seiner Aufgabe. Erst recht als Beagle im jugendlichen Alter.

Es ereignete sich zudem, dass die Mantrailing-Gruppe der Hundeschule sich mehr und mehr auflöste und das wöchentliche Training oft ausfiel. So suchte ich also nach einer anspruchsvolleren Alternative in der Umgebung - aber bitte ohne Prüfungen.

Ich landete letztendlich über einen Zeitungsbericht bei einem Verein, der zwar sehr anspruchsvoll bis zum Einsatzhund in Zusammenarbeit mit der Polizei nach internationalem Regelwerk ausbildet - aber auch eine Plattform für Hobby-Trailer wie Paula und mich bietet.

Ich stellte Paula und mich also kurzerhand dort persönlich vor. Der Trainer schaute mich nach dem ersten Kurztrail an und meinte: “Der Hund ist super, aber am Frauchen müssen wir arbeiten”. Na toll! Es folgten ein paar Wochen Training. Und damit meine ich Training (!). Es gibt nämlich unterschiedliche Übungseinheiten mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen. Vom “Warm up” über´s “Casting” zum Trail (Kurztrail, single- oder double-blind u.a.). Ach herrje! Ich musste wirklich / und muss auch nach wie vor etliches Lernen. Leinenführung, den Hund lesen…. hier war der Anspruch hoch, das Training fasziniert aber auch ebenso. Insbesondere den Hund “zu lesen” , seine Körpersprache und sein Ausdruck während des Trails zu verstehen ist so spannend, vielschichtig und schnell - dass ich mittlerweile das Gefühl habe, mich richtig mit Paula zu unterhalten. Ein Blick von ihr zu mir  innerhalb einer Sekunde kann da schon “neee.. hier sind wir falsch” oder eine Anspannung “hier kommen wir dem Ziel schon näher” heißen  und ich darf keinen Moment Ihrer Verständigungsversuche verpassen, um richtig zu reagieren und sie nicht zu beeinflussen. Das ist nicht einfach und bedarf viel Übung - an Frauchen müssen wir halt echt arbeiten :-). Aber auch Paula schien hier gefordert; schummelt jedenfalls seit dem nicht mehr.

 

Dann kam der Prüfungstag von drei Teilnehmern für die erste Sportprüfung. Wir anderen Hundeführer, die nicht an dieser teilnehmen wollten, konnten dann unter Prüfungsbedingungen mit trainieren.

“Och, mach doch einfach mit… “, “Paula kann das alles mit links….” und “Einfach versuchen…”. Die Überredungskünste der anderen Prüflinge und Trainer riss nicht ab und ich sagte dann schließlich zu.

Der Trail war ein “double-blind” im städtischen Gebiet - wir wussten also nicht, wo die vermisste Person sich befindet. Ich erhielt eine Geruchsprobe der gesuchten Person vom Trainer und die Ansage, dass diese vor kurzem  an diesem Laternenpfahl gesehen wurde, wohl geradeaus lief und sich an der Kreuzung dann ihre Spurjedoch gänzlich  verlor. Wir hätten eine halbe Stunde Zeit, die Person zu finden.

Paula nahm den Geruch auf und stürmte los. Ich hatte mitlerweile geübt, sie zu bremsen und zu entschleunigen, dennoch gingen wir im Stechschritt flott voran. Uns folgte eine Begleitperson zur Absicherung, um Passanten, andere Hunde von uns abzuhalten und auf den Verkehr zu achten. So konnte ich mich ganz auf Paula konzentrieren. Und es war toll, wie konzentriert sie arbeitete. Erst ging es geradeaus dann an der Kreuzung ging sie kurz in alle Richtungen um die Gerüche zu checken. Ich “hörte” von ihr ein klares “nee, hier nicht” und ein “nee, hier auch nicht…warte…”, und dann ein  “oh, hier gehts lang, fooooooolg mir!!!”. und es ging weiter nach links. Jeder Hauseingang wurde gründlich aber in einem beeindruckenden Tempo in gleicher Weise überprüft. Es ging weiter geradeaus bis Paula noch stärker anzog und die Straßenseite wechselte um in einen kleinen Park einzubiegen. Ich hörte im Geiste nur ihr “vertrau mir - ich hab sieeeeee” und sie zog mich in windeseile zu einem Wasserlauf hinter einen Busch, wo sie mir die gesuchte Person mit einem Hüpfer anzeigte, die uns mit einem “huch, das war schnell” empfing. Die gesuchte Person meldete per Handy dem Prüfer, dass sie bereits gefunden wurde, der mit einem Blick auf die Uhr die bisherige Bestzeit von 4 Minuten verkündete (wir sind ca.400 m gelaufen). Was soll ich sagen? Ich war mega- stolz! Mit viel Bewunderung und Lob wurden wir von unserem Trainer und den anderen Prüflingen empfangen. Und seit dem lässt mich der Trainer nicht mehr in Ruhe;  Paula hat das Zeug zum Einsatzhund…, so ein toller Hund!  Wenn Frauchen doch noch ein bisschen an sich arbeiten würde… Ja doch. Mal gucken ob ich zur zweiten Prüfung Zeit habe ;-) Bis dahin ist noch ein weiter Prüfungsweg. Aber Paula macht das schon!

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P.S.: Klein aber oho - Paula ist nicht nur Klassenbeste - sie ist auch die Kleinste, was in der Tat sehr niedlich wirkt. Neben Schäferhund, Mastino-Mix, Border Colli und Labrador, hören wir immer ein “oooooch ist die süüüüß” wenn Paula aus dem Auto zum Trailen geholt wird. Wartet nur…

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