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Heidschnuckenweg III

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In Hermannsburg angekommen genossen wir den Abend im Landgasthof Drei Linden. Hier schien die Zeit irgendwie stillzustehen. Zurück versetzt in die späten 60iger war dieser Gasthof und unser Zimmer überladend mit dunklem Holz vom Fußboden bis zur Decke verkleidet und ausgestattet. Ich fühlte mich ein wenig wie in einem „Edgar Wallace-Film“ nur in Farbe. Das Abendbrot in der Gaststube mit Fenstern aus braunem Rauchglas und ausgestopften Waldbewohnern verziert, war zünftig und nebenan probte der ansässige Jagdverein das Hallali und andere Hornlaute. Wir schliefen hier aber wieder ungestört und genossen am nächsten Morgen gut erholt unser Frühstück in unveränderter Atmosphäre in der Gaststube.

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Wolken kamen nun leider dichter und dunkler auf, und es nieselte leicht. „Egal“, dachten wir, schließlich waren wir gut mit entsprechender Regenkleidung ausgerüstet. Also ging es weiter Richtung Oertztal – erneut durch wunderschöne Heideflächen.  Hier begegneten wir nach kurzer Zeit zweien zunächst herrenlos freilaufender Hunde. Ein Golden Retriver und ein Setter stürmten auf Paula, die wir ordnungsgemäß an der Leine hatten, zu. Freundlich aber dennoch klebten sie an uns wie Kletten. „Hiiiiiiieeeeeeerheeeerrrrr“ tönte es durch die Heide und prustend kam ein Herrchen von Zweien mit jeweils weiblichem Anhang angelaufen. „Das hat er noch nie getan“ erklärte er sich. Es waren tatsächlich diese Worte, die man als Hundebesitzer sich stets vornimmt, auf gar keinen Fall jemals zu sagen. Wir mussten schmunzeln, grüssten freundlich und gingen dann weiter. Ein paar Minuten später klebten die beiden neuen Hundefreunde wieder an uns und wir hörten erneut Herrchens vergebliches Rufen. Soviel Uneinsicht ärgert einen dann schon. Rainer köchelte bereits innerlich leicht, zumal er den beiden neuen Zugelaufenen aufgrund deren Größe und Ungestümtheit verständlicher Weise leicht unsicher gegenüber stand. Herrchen und nun auch die Frauchen kamen wieder angerannt. Anstatt einer kurzen angemessenen Entschuldigung jedoch, lies man beide Freiheitsliebenden erneut wieder loslaufen. Rainer wurde ärgerlich und wies die verantwortlichen Vier auf die Leinenpflicht in der Heide hin. Uns schallte ein „Och Gottchen“ entgegen und „die wollen doch auch mal spielen“. Bevor Rainer der Kragen platzte, schob ich kurz ein, dass wir hier in unmittelbarer Nähe gerade einem Wolf begegnet sind, und dass auch ihre beiden Lieblinge sich in Gefahr befänden, wenn sie so weit entfernt von Menschen und völlig frei durch die Landschaft tobten. „Wir wohnen hier seit mehr als 20 Jahren und haben noch nie einen Wolf hier gesehen“ war die Antwort. „Okay“ dachten wir, „dann wollen wir mal für die Hunde wenigstens hoffen, dass es auch so bleibt“. Wir hatten keine Lust, uns weiter zu ärgern und gegen soviel Ignoranz und Rücksichtslosigkeit ist nun wahrlich kein Kraut gewachsen. Wir ließen Hunde und Besitzer wortlos zurück. Wer weiß, vielleicht sind Sie schon eines Besseren belehrt worden, dann hoffe ich nur, dass die Hunde nicht zu Schaden gekommen sind, die Paula erneut auch ein drittes Mal am Popo klebten.

 

hei-13.jpg  Der Himmel verdunkelte sich nun zusehends und schließlich, wie konnte es anders sein, marschierten wir im strömenden Regen. Und hier muss ich sagen, bewies unsere Paula tatsächlich Tapferkeit und Kondition.  Unermüdlich ging sie an meiner Seite; wir alle pitschnass - trotz guter Regenkleidung- teilweise bis auf die Knochen. Nicht endend wollende Kilometer hielten wir bis zu unserer nächsten Unterkunft, dem Gutshof im Oertztal, durch. Und wir waren verdammt schnell; das Ziel stets vor Augen.

 

Der Gutshof war  ein Highlight unserer Wanderung. Ein uralter, wunderschön restaurierter Gutshof mit Gastzimmern im fast barock-bäuerlichem Stil. In einem richtigen Sommer mit Sonnenschein muss es hier wunderschön sein, insbesondere die weitläufige Terrasse des Restaurants. Man empfing uns hier sehr freundlich und ließ uns umgehend in unser Zimmer – unter die heiße Dusche. Zuvor jedoch haben wir natürlich unsere Paula umsorgt, die zunächst ordentlich abgerubbelt ihr Abendessen verschlang, sich dann in ihre Decke nahe der Heizung einrollte und erstmal verständlicher Weise nix mehr hören und sehen wollte. Uns plagte an diesem Tag ihr gegenüber schon ein schlechtes Gewissen, doch am Abend nach ein, zwei Stunden Schlaf stand sie schon wieder mit ihrem Geschirrhandtuchknoten auffordernd vor uns.

 

Rainer schaute auf sein Handy (App Regenradar) und gelangte zu der Erkenntnis, dass das Wetter am darauf folgenden Tag unverändert schlecht und regnerisch bleiben würde. Kurzerhand entschlossen wir uns, auf eine erneute Durchfeuchtung zu  verzichten und die letzte Hotelbuchung in Celle zu stornieren. Booking.com sei Dank, konnten wir dies 24 h vorher auch noch kostenfrei.

 

Um nun unserer Wanderung einen schönen  wenngleich vorgezogenen Abschluß zu gestalten, genehmigten wir uns aufgrund der zuvor unverhofften Ersparnis ein wunderbares, mehrgängiges Abendmenue samt Verkostung des hier bekannten „Ratzeputz“, einem 54 %igem Schnaps. Nun waren wir satt, selig und lustig und hatten eine geruhsame Nacht.

 

Am nächsten Morgen war das Wetter tatsächlich noch genauso schlecht und nass. „Alles richtig gemacht“ bestätigten wir uns und nahmen den Bus nach Celle. Der einzige Bus übrigens, der hier nur einmal am Tag fährt. Dort im Regen angekommen, mussten wir auch nicht lange auf den Metronom zurück nach Harburg warten, wo wir Richtung Tostedt umsteigen mussten. Paula ist übrigens sehr  entspannt und ruhig in Bus und Bahn und legte sich brav zu unseren Füßen. Ja, sie ist toll – erwähnte ich das schon ? :-)

 

In Tostedt angekommen wartete ebenso brav unser Auto auf uns und nach weiteren 10 – 15 Minuten waren wir schon wieder – einen Tag früher als geplant- Zuhause. So hatten wir noch einen Tag zur Vorbereitung unseres Anschlussurlaubs. Es sollte noch eine Woche in Dänemark - Ausruhen, Strandlaufen, Ausruhen… - folgen.

 

Es war ein toller,  abwechslungs- und erlebnisreicher Sommerurlaub, den wir sehr genossen haben. Natürlich hätten wir gern besseres Wetter gehabt (auch in Dänemark war es herbstlich), aber zum einen kann man das ja nun einmal nicht beeinflussen und wir haben zum anderen das Beste daraus gemacht. Wir konnten so die Heide für uns, ohne viel Touristentrouble erleben.

 Wir wandern bestimmt noch einmal durch die Heide.

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